Lange gesund

Die Bewegungsaktion „Frau läuft!“ mit dem Salzburger Frauenlauf als Höhepunkt setzt sich seit vielen Jahren gezielt für die Gesundheit der Frau ein. © Salzburger Frauenlauf / Alexander Schwarz

Lange gesund – die Wirkung von Laufen & Walking

Wer ein aktives Leben führt, sich ausreichend sportliche Bewegung gönnt, lebt länger. Das ist die etwas vereinfachte Zusammenfassung sportwissenschaftlicher Evidenz. Aktuelle Studien sehen in regelmäßiger Bewegung nicht nur eine viel versprechende Strategie der nachhaltigen Gesundheit, sondern sogar den Schlüssel für Langlebigkeit.

Fachgeprüfte Erkenntnisse, dass regelmäßige sportliche Bewegung die nachhaltige Gesundheit eines Menschen auf vielen verschiedenen Ebenen wohlwollend und mit durchaus eindrucksvoller Effektivität beeinflusst, gibt es seit Jahren in Kongruenz. Vor nur einem halben Jahrzehnt, als die Generation der heutigen Großeltern jung war, sah dies anders aus. Gesundheitsbewusstsein durch sportliche Bewegung war abseits einiger engagierter Pioniere und sturer Einzelkämpfer wenig verbreitet.

Fitte 70-Jährige mit Gesundheitsdaten von jungen Erwachsenen

Nun ist aber genau diese Generation in einer für die Forschung interessantem Alter. Nämlich in jenem, wo die durchschnittlichen gesunden Lebensjahre in unserer Gesellschaft bereits abgelaufen sind. Fachleute der Ball State University in der Kleinstadt Muncie im US-Bundesstaat Indiana haben in einer wissenschaftlichen Studie den Gesundheitszustand von Menschen untersucht, die Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts auf die erste Fitnesswelle aufgesprungen sind, auf die der erste Laufboom und die Pionierarbeit der Frauenläufe direkt folgten, und seit damals ihr Leben mit einer bewegungsreichen, sportlich aktiven Freizeit gestaltet haben – keine Profis, nur Freizeitsportlerinnen und -sportler. In den 2018 im Fachmagazin „Journal of Applied Physiology“ veröffentlichten Erkenntnisse wurden Daten zu muskulärer Beschaffenheit und Herz-Kreislauf-Gesundheit mit Kontrollgruppen verglichen. Diese Gruppe der fitten Über-70-Jährigen ließ sich in den ermittelten Daten zur muskulären Beschaffenheit eher mit der zweiten Kontrollgruppe der fitten 20-Jährigen als mit der ersten Kontrollgruppe der unfitten 70-Jährigen vergleichen. Das durchschnittliche Herz-Kreislauf-System dieser Gruppe war mit jenem von 30 Jahre jüngeren Menschen vergleichbar.

Vermindertes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die Erkenntnisse sind ein kräftiges Zeichen dafür, wie sehr regelmäßige Bewegung uns fit und damit gesund hält. Zumal sie mit anderen sportwissenschaftlichen Studienergebnissen harmonieren. Insbesondere Ausdauersport wie Laufen und Walking hat hervorragende Trainingswirkung auf das Herz-Kreislauf-System und hält es nachhaltig gesund. Laut einer Studie australischer Forschender haben Menschen, die einmal pro Woche 50 Minuten lang in gemütlichen Tempo laufen, ein um 30% reduziertes Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu leiden. Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegen in der österreichischen Statistik mit großem Abstand auf Platz eins der Todesursachen – auch 2020 mit einem Anteil von 35,7%. Eine Studie aus den USA, die die Daten von 55.000 verstorbenen Menschen auswertete, definierte: Eine Stunde Laufen schenkt bei Regelmäßigkeit sieben Stunden Leben. Und bezeichnete das Nicht-Laufen als höchstes Sterberisiko noch vor allen heutzutage gängigen Alterserkrankungen.

Aufholbedarf bei gesunden Lebensjahren in Österreich

Diese wissenschaftlichen Befunde demonstrieren wie viele andere, dass regelmäßige sportliche Aktivität nicht nur die Langlebigkeit fördert, sondern insbesondere die Anzahl gesunder Lebensjahre erhöht. Darunter versteht etwa die Statistikbehörde Eurostat die Lebenszeit ohne Einschränkung der physischen Aktivitäten sowie uneingeschränkte Berufsausübung. Nur im Schnitt 56,9 gesunde Lebensjahre – Tendenz seit Jahren fallend – genießt die österreichische Bevölkerung und liegt damit weit unterhalb des EU-Schnitts von 64. Nur Slowaken, Slowenen, Esten und Letten stehen schlechter da. Dagegen genießen Schweden und Malteser im Schnitt 16, Italiener zehn, Deutsche neun und Schweizer dreieinhalb gesunde Lebensjahre mehr als wir Österreicherinnen und Österreicher. Neben Schweden und Malteser kommen auch die Nicht-EU-Bürger in Norwegen auf mehr als 70 gesunde Lebensjahre, die Isländer und Iren liegen nur knapp unter diesem Wert (die Zahlen stammen aus der Statistik von Eurostat für das Jahr 2018, Anm.).

„Active Aging“

Seit einigen Jahren läuft ein Pilotprojekt der Europäischen Union unter dem Titel „Active Aging“, das die Anzahl gesunder Lebensjahre der EU-Bürger bis 2020 um zwei Jahre erhöhen hätte soll. Mit dem Ziel, die Lebensqualität der Bevölkerung zu erhöhen, Gesundheits- und Pflegesysteme nachhaltig zu entlasten und Wirtschaftssysteme zu stärken. Die Zielsetzung wurde im EU-Schnitt bereits nach rund der Hälfte des geplanten Zeitraums erfüllt. Doch während die Anzahl der gesunden Lebensjahre in Ländern wie Deutschland, Spanien oder Italien in den letzten Jahren rapide angestiegen ist, ist sie hierzulande leicht gesunken.

Würde in der österreichischen Bevölkerung der Anteil jener, die regelmäßig laufen, walken oder andere Sportarten zur Stärkung und Gesundhaltung ihres Körpers ausüben, würde die Anzahl der gesunden Lebensjahre in unserer Gesellschaft gemäß des sportmedizinischen Wissens steigen. Übrigens nicht nur was körperliche Gesundheit, sondern erwiesenermaßen auch geistige Gesundheit betrifft.


Dieser Text ist eine Kurzversion eines in der Herbstausgabe 2020 des Laufmagazins RunUp erschienen Artikels.