Läuferinnen sind fürs Laufen gemacht

© Salzburg Marathon / Bryan Reinhart

Läuferinnen sind fürs Laufen gemacht

Wir alle sind geboren, um zu laufen. Bei immer mehr Frauen spiegelt sich das in der Lebensgestaltung wieder.


Born to run – das ist keine PR-Aussage der Laufbranche, sondern Evidenz. Der amerikanische Biologe Dennis M. Bramble und sein Landsmann Daniel E. Liebermann, ein Anthropologe haben 2004 in einer schönen Studie dargestellt, wie sehr Menschen im Ausdauerlauf allen anderen Wesen auf der Welt überlegen sind. Laufen liegt in unserer Natur. Nicht sprinten, sondern lange laufen. Ausdauerbasiert.


Laufen wir für uns!

Es ist mehr als naheliegend, genau das zu tun, was uns im Blut liegt. Unsere genetischen Informationen abrufen. Unsere biologische Voraussetzungen nutzen. Unsere Stärken ausspielen. Diese Fertigkeit brauchen wir nicht mehr, um vor Gefahr zu flüchten oder auf der Jagd Beute zu ermüden, so wie vor Tausenden von Jahren. Wir haben die Freiheit, sie für unser körperliches und geistiges Wohlbefinden einzusetzen. Seit einem halben Jahrhundert sind die Vorteile des Laufens flächendeckend in unserer Gesellschaft angekommen, mit kontinuierlicher Wissenserweiterung. Dass Frauen später in diesen Genuss kamen als Männer, lag an unfairer Ungleichbehandlung. Gezielte Frauenlauf-Initiativen haben wichtige Impulse gesetzt, diesen Rückstand aufzuholen.


Läuferinnen sind die Zukunft!

Heute lenken junge Läuferinnen die Aufmerksamkeit der Laufszene auf sich. Sie widmen sich mit modernen Motiven dem Laufen. Diverse internationale Umfragen, darunter auch eine repräsentative nationale, die 2021 vom Forschungsinstitut Marketagent.com im Auftrag von Hervis durchgeführt wurde, zeigen übereinstimmend, dass junge, weibliche Erwachsene die gesellschaftliche Gruppe bilden, die ihre Laufaktivität seit Pandemiebeginn am stärksten ausgedehnt hat. Morgen wird das Laufen unter Frauen genauso etabliert sein wie unter Männern – vielleicht sogar stärker. Es scheint nur eine Frage der Zeit.

Denn auch die Sportartikelbranche schenkt dem Laufboom bei Frauen verstärkt seine Aufmerksamkeit und bringt immer mehr Produkte und Kollektionen auf den Markt, die nicht nur im Design, sondern auch in der Produktion verstärkt speziell auf die Bedürfnisse von Läuferinnen ausgerichtet sind (siehe z.B. die aktuelle Winterkollektion unseres Partners New Balance). Diese weiblichen Bedürfnisse schlagen sich nämlich nicht nur naturgemäß im Run Bra oder anderen Accessoires nieder, sondern markant auch in der Komposition der Laufschuhe. Trendige funktionelle Mode bietet zusätzliche Anreize regelmäßig die Laufschuhe zu schnüren. Ein weiteres auffallendes Beispiel: Immer mehr Unternehmen präsentieren Schwangerschaftskollektionen.


Das Laufen ist ein Spiegel deiner Potenziale!

Interessanterweise hat sich aus diversen Pionier-Initiativen innerhalb der globalen Laufszene ein starker Zweig des Laufens für Frauen entwickelt. Wurzeln setzten beispielsweise der Frauenlauf in New York (heute New York Mini 10K) und der von Grete Waitz initiierte Frauenlauf in Oslo, der zur Blütezeit bis zu 50.000 Läuferinnen und Walkerinnen begrüßte. Frauenläufe boomten auch im deutschen Sprachraum, der Österreichische Frauenlauf in Wien ist heute einer der Vorzeige-Frauenläufe weltweit. Einen ausführlichen historischen Abriss der Entwicklung des Frauenlaufsports hat Doris Mair in einem lesenswerten RunUp-Artikel erzählt.

Auf den ersten Blick passt diese Trennung von Gleichem nicht in eine gesellschaftliche Entwicklung, die zurecht für die Gleichstellung der Geschlechter eintritt. Die positiven Erfahrungen bei Frauenläufen, darunter seit 2009 jene beim Salzburger Frauenlauf und seine übermantelnde Bewegungsinitiative „Frau läuft!“, zeigen aber nicht nur die Berechtigung dieser Initiativen, sondern auch deren florierende Effekte. Sie sind in der Lage, Läuferinnen gezielt anzusprechen und sind Zugpferd dafür, dass sich immer mehr Frauen einen sportlichen Lebensstil aneignen. Das führt unweigerlich zu einer Verbesserung der weiblichen Gesundheit.


Das Laufen steigert die Lebensqualität

Aber auch zu einer Verbesserung der Stellung der Frau in der Gesellschaft. Regelmäßiges Laufen hilft dir dabei, zu wachsen, deine Persönlichkeit zu entwickeln und zu stärken. Das Laufen, seine Eigenschaften, Anforderungen und Entwicklungsschritte, bietet dir einen Spiegel für dein Alltagsleben und das darin liegende Potenzial.

Im Leistungssport sehen wir, dass der Sport in etlichen Bereichen sinnvollerweise eigene Regeln und eigene Ansätze für Regelungen braucht oder bräuchte als andere gesellschaftliche Bereiche. Im Laufsport haben wir gelernt, dass die Etablierung von Frauenläufen die Frauenlaufszene stärkt und das Laufen insgesamt floriert. Der Spagat scheint daher nicht unlogisch. Außerdem ist wahrscheinlich, dass das vermeintlich Trennende zum Verbindenden wird. In den USA ist heute das Geschlechterverhältnis bei den Halbmarathonläufen in etwa ausgeglichen, oft sind mehr Läuferinnen am Start. Genauso wie bei kürzeren Wettkämpfen. Bisher galt in der Laufszene häufig: Die von den USA ausgehenden Trends erreichen mit Verzögerung auch Europa.


Frauen laufen gleichmäßiger als Männer!

Kehren wir zurück zur anfänglichen Feststellung: Frauen und Mädchen sind geboren um zu laufen. Die weibliche Physiologie erlaubt gleichmäßigeres und kraftsparenderes Laufen (dazu ausführlicheres in unserem nächsten Beitrag). Das äußert sich in der Statistik: Läuferinnen halten im Schnitt besser ein Lauftempo gleichmäßig durch. Dänische Forscher haben 1,8 Millionen Marathonresultate im Freizeitbereich von 131 Marathonläufen in den Jahren 2008 bis 2014 analysiert und kamen zum Ergebnis, dass Läuferinnen um satte 18,6% besser darin waren, beide Marathonhälften konstant zu absolvieren. Ähnliche Ergebnisse brachte eine vergleichbare Analyse von 2,35 Millionen Marathonresultaten im Zeitraum von 2009 bis 2019 bei sechs der weltgrößten Marathons.